Auf den ersten Blick scheinen sich Fahrräder für gravel und Cyclocross sehr ähnlich zu sein. Beide vereinen Merkmale des Straßenradsports und des Mountainbikings und weisen eine sehr ähnliche Ästhetik auf. Doch jedes dieser Fahrräder besitzt auch besondere Eigenschaften, die ihnen letztlich einen ganz anderen Nutzen verleihen, als man zunächst denken könnte. Während gravel eine Radsport-Disziplin ist, die erst vor etwa fünf Jahren aufkam und sich vor allem auf das Radwandern auf unbefestigten, wenig technischen Wegen konzentriert, ist Cyclocross eine Disziplin, die schon lange vor gravel entstand und auf den Wettkampf in Hochleistungskursen ausgerichtet ist. Das führt dazu, dass Fahrräder für gravel und Cyclocross mit Komponenten ausgestattet sind, die je nach Verwendungszweck die eine oder andere Art des Radfahrens begünstigen. Das sind die wichtigsten Unterschiede.
Die Geometrie
Der erste wesentliche Unterschied zwischen einem Fahrrad für gravel und einem Cyclocross-Rad liegt in der Geometrie. Das heißt, welche Maße die Rohre und die Winkel ihrer Verbindungen haben. Bei einem Fahrrad für gravel ist die Geometrie darauf ausgelegt, dem Fahrer mehr Komfort und Stabilität für lange Strecken zu bieten, mit einem längeren Radstand und einem entspannteren Sitzrohrwinkel. Diese Besonderheit ermöglicht es dem Fahrer, in einer aufrechteren und damit bequemeren Position zu treten. Außerdem ist die Höhe vom Tretlager zum Boden niedriger als beim Cyclocross-Rad, wodurch der Schwerpunkt des Fahrrads näher am Boden liegt und dem Fahrer mehr Stabilität verleiht. Beim Cyclocross hingegen ist der Schwerpunkt höher, was zwar für mehr Instabilität sorgt, aber auch mehr Agilität und Komfort beim Überwinden von Hindernissen bietet. Denk daran, dass das Cyclocross-Rad darauf ausgelegt ist, schnell zu sein und auf kurzen, aber anspruchsvollen Rundkursen eingesetzt zu werden. Darüber hinaus sorgen die kürzeren Kettenstreben und die geringere Steuerrohrhöhe für mehr Wendigkeit und begünstigen eine aggressive Haltung, die schnelle Rhythmuswechsel und höhere Spitzengeschwindigkeiten ermöglicht.
Der Rahmen
Was die Bauart des Rahmens und die verwendeten Materialien betrifft, so ist das Fahrrad für gravel schwerer (im Durchschnitt 1 bis 2 kg mehr). Sie werden in der Regel aus widerstandsfähigeren als leichten Materialien gefertigt, wie Aluminium oder sogar Stahl (obwohl es auch Modelle aus Carbon gibt). Amerikanische Marken wie Kona bieten Fahrräder aus Cromoly-Stahl an.
, auf der Suche nach dieser romantischen Seite des gravel, bei der das Radfahren aus purem Vergnügen im Vordergrund steht, ohne sich allzu viele Gedanken über die Vorteile von Gewicht und Steifigkeit von Carbonrahmen zu machen. Im Bereich der Cyclocross-Räder hingegen dominiert Carbon, das das Gewicht reduziert und dem Fahrer ein Gefühl von größerer Steifigkeit, Leichtigkeit und Agilität vermittelt – entscheidend, um Sekunden auf die Uhr zu gewinnen. Außerdem sind die Reifenfreiheit vorne (der Abstand zwischen der Gabelstrebe und dem Reifen) und hinten (zwischen Sitzstrebe und Reifen) beim Cyclocross-Rad etwas geringer, bedingt durch die geringere Reifenbreite (maximal 33 mm). Schließlich ist ein weiteres herausragendes Merkmal der Cyclocross-Rahmen das gerade oder abgeflachte Oberrohr, das es ermöglicht, das Fahrrad auf steilen Rampen und Stufen, die auf den Strecken häufig vorkommen, auf der Schulter zu tragen. Der gravel hingegen setzt auf ein klassischeres Design mit runden und dickeren Rohren sowie Verstärkungen an den Rohrverbindungen, um die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen – Lösungen, die aus dem Mountainbike-Bereich übernommen wurden.Die Reifen
Kommen wir zum Kapitel der Komponenten, in dem die Reifen eine große Rolle bei der Unterscheidung zwischen einem gravel- und einem Cyclocross-Rad spielen. Ersteres ist meist mit breiteren Reifen und weniger ausgeprägtem Profil ausgestattet. Diese Kombination sorgt für mehr Stabilität und Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Untergründe auf derselben Strecke (Schotter, Kopfsteinpflaster, Asphalt oder Erde). Die Reifen der gravel-Räder sind vielseitiger und es gibt eine größere Auswahl an Größen und Breiten, von klassischen 700c-Straßenreifen bis hin zu Mountainbike-Standards wie 650B (27,5"). Die Breiten variieren in der Regel zwischen 30 und 42 mm, um sich an Strecken mit jedem technischen Anspruch anzupassen. Die Cyclocross-Reifen hingegen, meist 700c-Tubulars wegen ihres geringeren Gewichts, sind schmaler (bis zu 33 mm) und haben ein ausgeprägteres Profil mit größeren Stollen für besseren Grip sowie breite Kanäle dazwischen, um Schlamm schnell abzuleiten. Diese Reifen sind für technisch versierte Fahrer gedacht, die das Rad auch auf rutschigem Schlamm oder Sand kontrollieren können.
Die Schaltung
Ein weiterer grundlegender Unterschied zwischen gravel- und Cyclocross-Rädern liegt in den verwendeten Übersetzungen. Die gravel setzen auf eine breite Übersetzungsbandbreite mit Optionen für Doppelkettenblatt (50/34) oder Einfachkettenblatt (38 bis 42 Zähne) und 11-fach-Kassetten mit 11-42 oder 11-36. Beim Cyclocross werden weniger vielseitige Schaltgruppen verwendet, mit Doppelkettenblatt 46/36 oder Einfachkettenblatt mit 40 Zähnen und Kassetten mit kleinerem Übersetzungsbereich (11-32, 11-34 oder 11-36). Es ist also eine Kombination für den Wettkampf, gedacht für Fahrer mit sehr guter Fitness. Außerdem haben die Cyclocross-Räder in den letzten Jahren mit der erfolgreichen Einführung von Einfach-Kettenblatt-Schaltungen radikalere Mountainbike-Elemente wie Kettenführungen übernommen, um Kettenabsprünge und -abwürfe zu vermeiden.
Wenn du ein abenteuerlustiger Radfahrer bist, der nicht an Durchschnittsgeschwindigkeit oder Watt denkt, gerne lange Touren oder sogar Etappenfahrten unternimmt, dann wird das gravel zweifellos deine Bedürfnisse erfüllen.
Die Komponenten
Auf der anderen Seite gibt es auch Unterschiede zwischen den Fahrrädern von gravel und denen des Cyclocross bei anderen Komponenten und Peripheriegeräten, wie zum Beispiel den Lenkern. Bei den erstgenannten ist er breiter (20 mm mehr bei Modellen mit 440 mm) und mit einem offenen Unterlenker, was die Handhabung bei Abfahrten und technischen Passagen begünstigt. Dagegen ist bei Cyclocross-Fahrrädern der Lenker schmaler und mit geraden Enden, wie bei Rennrädern. Andere Teile wie Sattelstützen sind bei den Fahrrädern von gravel dicker und schwerer, ebenso wie die Vorbauten, die bei Cyclocross-Modellen länger und mit negativem Winkel gestaltet sind. Was die Felgen betrifft, so verfügen die gravel über größere Innenbreiten, 25 oder 28 mm, was notwendig ist, um breitere Reifen zu montieren. Schließlich gibt es bei den Bremsen mehr Gemeinsamkeiten zwischen beiden, da bei fast allen neuen Baureihen auf Scheibenbremsen gesetzt wird, wobei sie bei den gravel einen größeren Durchmesser haben (160 mm).
Das Zubehör
In diesem Vergleich darf die Reiserad-Essenz des gravel nicht außer Acht gelassen werden, die sich im Design seiner Fahrräder widerspiegelt. Die Rahmen sind serienmäßig vorbereitet, um ein oder zwei Flaschenhalter zu montieren, und manche Marken liefern das Zubehör sogar direkt mit, während bei Cyclocross-Rädern meist nur die Schrauben für einen Halter vorhanden sind. Außerdem ist es bei den Sitzstreben und dem Sitzrohr der Einstiegs- oder Mittelklasse-gravel üblich, dass sie Befestigungen für einen Gepäckträger haben, um Packtaschen mit Gepäck zu transportieren.
Gravel oder Cyclocross, welche wählen?
Wenn man all diese Aspekte berücksichtigt, ist der Kauf eines Fahrrads von gravel oder Cyclocross die beste Option, wenn du dich schließlich entscheidest, in die weite Welt des Radfahrens abseits des Asphalts einzutauchen, ohne die Straße ganz aufzugeben. Aber du solltest dir vorher Gedanken darüber machen, welche Art von Touren du machen möchtest und welches Niveau du hast, bevor du dich zum Kauf entscheidest. Wenn du ein abenteuerlustiger Radfahrer bist, der nicht an Durchschnittsgeschwindigkeiten oder Watt denkt, gerne lange Radtouren oder sogar Etappenfahrten unternimmt, wird das gravel zweifellos deine Bedürfnisse erfüllen. Wenn du hingegen auf den Trails alles geben willst, auf kurzen, aber intensiven Strecken, ist ein Cyclocross-Rad die geeignetste Wahl. Es ermöglicht dir, dein Training mit maximaler Effizienz zu absolvieren, verlangt dir aber auch eine sehr gute körperliche Verfassung ab.