Derzeit ist die 29-Zoll-Radgröße für Mountainbikes der unangefochtene Standard in dieser Disziplin. Sie hat die 26-Zoll-Räder praktisch verdrängt und auch die 27,5-Zoll-Räder an den Rand gedrängt. Die Idee, sich ein Fahrrad mit diesen letzten Maßen zu kaufen, scheint nicht mehr zeitgemäß. Für viele ist es praktisch Geldverschwendung. Aber stimmt das wirklich? Oder ist es nur eines dieser Dogmen (wieder eines mehr), das sich auf dem Fahrradmarkt etabliert hat? Wir beantworten diese Fragen und erklären im Detail, welche Vorteile die verschiedenen kleinen Laufradgrößen für Mountainbikes haben und wie wichtig ihre Wahl ist.
Entwicklung der Radgrößen im MTB
Zunächst ist es notwendig, den Grund für diese Entwicklung der Radgröße beim Mountainbike zu kontextualisieren. In den 1990er Jahren – dem Jahrzehnt des Wachstums und der weltweiten Verbreitung dieser Sportart – wurden 26-Zoll-Räder (mit einem Innendurchmesser von 559 mm) zum meistgenutzten Standard. Die Marken setzten aus verschiedenen Gründen auf diese etwas kleinere Größe als bei Rennrädern. Sie bot die ideale Anpassung an das höhere Gewicht des Rahmens und die Geometrie sowie an die kürzeren Übersetzungen eines Mountainbikes. Mit den 26-Zoll-Felgen wurde das bestmögliche Gleichgewicht zwischen Tretleistung und Handling bei diesen Fahrrädern erreicht.
Warum ist die Radgröße immer größer geworden?
Die 26-Zoll-Räder waren über viele Jahre der Verkaufsführer. Aber ab etwa 2012 entschieden sich die wichtigsten Marken (Specialized, Cannondale, Trek usw.), den Raddurchmesser zu vergrößern, um bessere Leistungen zu erzielen. Das alles, ohne Schlüsselfaktoren wie Wendigkeit oder Handling des Fahrrads auf den schwierigsten Trails zu opfern. Bei dieser Entscheidung spielte die Entwicklung der Rahmen eine große Rolle. Die Ausweitung von Carbonrahmen von High-End- auf Mittelklasse-Modelle ermöglichte es, leichtere und kompaktere Fahrräder zu bauen, ohne an Widerstandsfähigkeit oder Steifigkeit einzubüßen – im Gegenteil, sie wurden sogar verbessert. Dadurch wurde die Montage größerer Räder möglich: 29 Zoll für XC und 27,5 Zoll für trail und Enduro, vor allem, ohne dass dadurch das Gewicht oder die Größe des Fahrrads explodierte.
Die Herstellung immer leichterer und kompakterer Rahmen erleichterte die Montage immer größerer Laufräder
Die erste Generation von Mountainbikes mit 29-Zoll-Laufrädern jedoch
sie hatte nicht den erwarteten Verkaufserfolg. Sie waren träge in der Bewegung, schwerer als die 26-Zoll-Räder und wenig funktional für mittelgroße und kleine Radfahrer. Es mussten einige Jahre vergehen, bis ab 2014 und 2015 die Rahmen an Gewicht verloren und ihre Geometrie perfektionierten, wodurch sie perfekt zu so großen Rädern passten. Ab dann entstanden schnellere 29-Zoll-Fahrräder (größere Räder bedeuten mehr Trägheit), die leicht und wendig sind. Mit den 29-Zoll-Rädern wurde ein neuer Standard etabliert, der die 26-Zoll-Räder endgültig verdrängte und die 27,5-Zoll-Räder für radikalere Disziplinen wie All Mountain und Enduro reservierte.Lohnt es sich, ein 26"- oder 27,5"-Fahrrad zu kaufen?
Nachdem die Gründe für diese schnelle Entwicklung hin zu größeren Rädern geklärt sind, fragst du dich vielleicht immer noch, warum es so viel Diskussion über die Radgröße im Mountainbiking gibt. Ist das wirklich so wichtig? Wir müssen dir sagen: Ja, das ist es. Die Hersteller entwickeln ihre Fahrradrahmen je nach gewählter Radgröße. Außerdem werden die Montage von Komponenten, Reifen, Achsen, Lenkern und Bremsen ebenfalls abhängig von der Radgröße ausgewählt. Daher ist die Radgröße von entscheidender Bedeutung für das Fahrverhalten und Handling des Fahrrads. Deshalb solltest du beim Kauf eines neuen oder gebrauchten Mountainbikes zuerst auf die Radgröße achten, noch vor Preis oder Design. Wir haben bereits erklärt, warum derzeit 29-Zoll-Bikes dominieren. Aber ihr Erfolg hat die 27,5-Zoll- und auch die 26-Zoll-Bikes nicht völlig verdrängt. Die Marken konnten bestimmte Ungleichgewichte und Schwächen, die durch den größeren Durchmesser entstanden sind, noch nicht vollständig lösen. Diese Ungleichgewichte haben die 27,5-Zoll- und 26-Zoll-Räder nicht so stark. Deshalb überleben sie noch mit einer eigenen (wenn auch immer kleineren) Marktnische. Daher sagen wir dir: Je nach deinen Bedürfnissen und deinem Fahrstil solltest du nicht automatisch ein 29-Zoll-Bike kaufen. In manchen Fällen kann es sich lohnen, ein 26"-Mountainbike oder eines mit 27,5 Zoll zu kaufen. Wir erläutern dir die Situationen und die empfohlenen Einsatzzwecke für beide Größen.
Für welchen Einsatz werden 26"-Räder empfohlen?
26-Zoll-Mountainbikes sind zwar aus der Mode, aber nicht vergessen oder völlig veraltet. Sie werden weiterhin verkauft und sind für bestimmte Einsatzzwecke gedacht:
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Einsteigermodelle oder gelegentliche Ausfahrten: Wenn du gerade mit dem Mountainbiken begonnen hast oder nur gelegentlich und auf kurzen, einfachen Strecken unterwegs bist, kann ein 26-Zoll-Bike eine gute Option sein, da es günstig und funktional ist. In diesem Zusammenhang empfehlen wir dir, auf dem Gebrauchtmarkt zu suchen, wo du eine größere Auswahl an Modellen mit hochwertiger Ausstattung zu sehr attraktiven Preisen findest.
- Für Kinder oder Jugendliche: 26-Zoll-Räder passen besser zu kleinen Rahmen und sind leichter und wendiger, ideal für die jüngsten Biker.
Für welchen Einsatz werden 27,5"-Räder empfohlen?
In den letzten Monaten wurde in Foren und Fachmedien viel über das Ende der 27,5-Zoll-Räder diskutiert. Aber für uns ist klar: Die 27,5-Zoll haben noch viel kommerzielles Potenzial und Marktpräsenz aus mehreren Gründen:
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Empfohlener Standard für radikales MTB: Besonders für Einsteiger- oder mittleres Niveau und Rider mit geringer Körpergröße. Ihr Kompromiss zwischen Geschwindigkeit, Beschleunigung, Agilität und Handling ist sogar größer als der, den man mit einem trail, Enduro oder DH mit 29 Zoll erreichen kann.
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Für kleine Rahmengrößen: Dieses bessere Gleichgewicht ist auch für Menschen mit geringer Körpergröße (bis 1,70 m oder kleiner) optimal. Deshalb bieten die großen Marken immer noch neue Modelle mit 27,5-Zoll-Laufrädern in den Größen XS und S an.
- Aufschwung der MTB Mullet (29 – 27,5 Zoll): Schließlich dürfen wir den Aufschwung der MTB Mullet nicht vergessen. Dabei handelt es sich um herkömmliche oder elektrische Bikes, die ein 29-Zoll-Vorderrad und ein 27,5-Zoll-Hinterrad kombinieren. Das Ziel ist es, ein wendiges Bike in Kurven und bei Beschleunigungen zu erhalten, das gleichzeitig schnell oder laufruhig ist. Wenn du genau das bei einem Mountainbike suchst, solltest du dir unbedingt Mullet-Setups anschauen.
Angesichts der von uns dargelegten Fakten raten wir dir, dich nicht vom Hype um 29-Zoll-Räder mitreißen zu lassen und nicht von vornherein jedes Fahrrad mit kleinerem Raddurchmesser auszuschließen. Je nach Umständen – sei es wegen deiner Körpergröße, der Art des Mountainbikens, die du betreibst, deinem Niveau oder Budget – kann es sinnvoll sein, ein 27,5-Zoll- oder sogar ein 26-Zoll-Bike zu kaufen.